Hab mal den Artikel des Hamburger Abendblattes vom 4. Februar 1963 zum Spiel damals rausgesucht:
Das war weniger als ein schlechter HSV
Klug dirigierte Altonaer siegten verdient 2:1
Die Zuschauer lachten höhnisch am Rothenbaum, als es schon vor dem letzten Pfiff des Schiedsrichters für jedermann klar War, daß der Sieger nur Altona 93 heißen konnte. Am Ende der 90 Minuten, nachdem Altonas 2:l-Erfolg feststand, machten die Spieler aus Altona einige Luftsprünge. Die bitteren Wochen, in denen in acht Meisterschaftskämpfen hur ein Punkt gewonnen wurde, gab es mit einem Schlage nicht mehr.
Es ist immer gefährlich, das "Kind mit dem Bade" auszuschütten, mit einem Schlage die dicksten Abstriche an dem zu ziehen, was monatelang gut genug schien. Das ist dennoch unabänderlich: der HSV hat gestern nicht allein ein Spiel verloren, sondern er hat auch schlecht gespielt, um es milde zu formulieren.
Man mag erklären, dieser Schneeboden sei überhaupt ein untaugliches Objekt für den Fußball, geradezu "Gift" für jene Mannschaften, deren Stärke die spielerischen Mittel sind. Dann bleibt immer noch, daß der Fußball schließlich auch auf solchen Plätzen gespielt werden muß, wenn der langanhaltende Winter seit Wochen keine anderen Plätze gestattet.
Wer auf diesem Boden, auf dem tückischen Schnee, der an den Kräften zehrt, bestehen will, hat die notwendigen physischen Mittel mitzubringen. Daran und an der ganzen Einstellung scheint es im Augenblick zahlreichen Spielern der HSV-Mannschaft zu fehlen.
Es gibt nicht die geringsten Einschränkungen beim hochverdienten Sieg für Altonas Elf, die das beste und zugleich klügste Spiel der Saison zeigte, anfängliche Unsicherheiten in der Deckung sofort korrigierte, als Peter Ebert den Stopperposten an Stelle von Heiko Kurth übernahm.
Bewundernswert, wie Altona 93 kämpfte, der schwergewichtige Torsteher Banse reagierte, die Außenläufer Kurth und Bol (nach der Umstellung) die Verbinder des HSV abfingen, Ebert mit Uwe Seeler fertig wurde.
Trainer Krause rechtfertigte später die angekündigte Aufstellung von Kurth als Mittelläufer:
"Ebert sagte mir am vergangenen Sonntag vor dem Spiel gegen Bremerhaven, er sei nachts erst um zwei Uhr eingeschlafen. Würde ich ihm am Wochenanfang mitgeteilt haben, er müsse gegen Uwe Seeler spielen, dann hätte er schon seit Tagen das Spiel gespielt. Er ist sensibel. Ich hatte vor, kurz nach dem Spielbeginn umzustellen. Dann konnte es für Ebert keine Angstgedanken geben. Ich denke, die Rechnung ist aufgegangen".
Doch zum HSV. Wenn mehrere Spieler ihre schlechte Form durch unsauberes Spiel, durch Fouls verdecken müssen, ein anderer sich in selbstgefälligen Redensarten ergeht, dann ist ihr Platz für einige Sonntage in der sogenannten "zweiten Garnitur". Noch mehr: Harry Bähre erwischte einen miserablen Tag (der Rhythmus des Soldaten ist anfangs nichts für den Fußballspieler Bahre); Peter Wulf begriff erst in der letzten Viertelstunde, daß allein lange Pässe einen Sinn bei diesen Bodenverhältnissen haben.
Seit Monaten plagen sich Spieler wie Kröpelin. Piechowiak und Dehn in der "Reserve", seit Wochen ist Rolf Fritzsche wieder da. schießt sogar Dulz seine Tore. Sie alle werden Sonntag für Sonntag getobt (selbst" unter der Berücksichtigung der Gegner).
Es scheint notwendig, diesen Leuten endlich eine Chance zu geben und Dieter Seeler, Kurbjuhn oder Dörfel klarzumachen, daß eine lange Meisterschaft kein Spaziergang ist. eine Mannschaftsaufstellung nie zum Privileg werden darf. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Gegner am nächsten Sonntag den Namen Werder Bremen trägt. Weniger als die HSV-Elf. die gegen Altona 93 verlor, kann keine andere Mannschaft zeigen.
Trainer Wilkes berechtigter Zorn über einzelne Spieler entlud sich bereits nach dem Spiel. Und Uwe Seeler meinte: "Zum Schluss kamen endlich einige lange Pässe. Da soll man auch nicht aus der Haut fahren." Horst Schnoor (den nicht die geringste Schuld trifft) wurde selbst nicht froh. als er noch in der Kabine Werders Seitensprung vernahm.
Wie bereits gegen Holstein Kiel, so schoß auch gegen Altona 93 erneut Jürgen Werner einen umstrittenen Elfmeter (Uwe Seeler bei Wendlandt und Bol in der Zange) zum 1:0 ins Tor. Nach 39 Minuten fiel der Ausgleich durch Rechtsaußen Wellnitz. Ein herrliches Tor. Pape sorgte für das 2:1 (65). Zunächst wehrte Schnoor den Direktschuß ab. Der Ball flog Pape erneut vor die Füße, der blitzschnell reagierte. Die sicherste Möglichkeit zum 2:2 ließ später Dieter Seeler aus."