30.4. bis 3.5. Ausstellung "Wohnungslose im Nationalsozialismus"
Geöffnet Do 16-21h Fr,Sa 16-20h,So 11-16h
Am Do,30.4. 18Uhr mit Vortrag "Kein Mensch ist asozial. Verfolgung von als „asozial" bezeichneten Menschen im Nationalsozialismus"
Zum Gedenken an die wohnungslosen Männer und Frauen, die in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur als sogenannte "Asoziale" verfolgt worden sind, hat die BAG Wohnungslosenhilfe e.V. eine Ausstellung erstellt.
Wieviele Bettler und Landstreicher, ab 1938 auch als "Nichtseßhafte" bezeichnet, in Konzentrationslager eingeliefert wurden, lässt sich nicht genau feststellen. Experten schätzen die Zahl auf über 10.000. Häftlinge aus der Kategorie der sog. "Asozialen" blieben in Ost- und Westdeutschland von Entschädigungszahlungen ausgeschlossen. Erst in den letzten Jahren sind Entschädigungszahlungen in einigen Bundesländern über Härterfallregelungen möglich. Für die Überlebenden dürfte dies in der Regel zu spät gewesen sein: Das durchschnittliche Geburtsjahr der 1938 bei der "Aktion Arbeitsscheu Reich" Verhafteten war 1900.
Unter Rückgriff auf Quellentexte bzw. Faksimiles, Fotos und kommentierende Texte werden in der Ausstellung folgende Themen aufgegriffen:
Weltwirtschaftskrise
Bettlerrazzia 1933
Arbeitshäuser
Rassenhygiene
Zwangssterilisation
"Asoziale Großfamilien"
Debatte in den Fachzeitschriften der "Wandererfürsorge"
Kontrolle und "geordnetes Wandern"
"Aktion Arbeitsscheu Reich"
als "Asozial" ins Konzentrationslager
Zum Vortrag:
Sozialschmarotzer. Arbeitsscheu. Moralisch schwachsinnig. Gemeinschaftsschädlich. Im Nationalsozialismus gab es viele verschiedene Begriffe – oft vage und ungenau - mit denen Menschen kategorisiert und abgewertet wurden. Letztlich liefen all diese Begriffe auf das Urteil hinaus: „Asozial". Die unterschiedlichsten Menschen wurden im Nationalsozialismus als "asozial" bezeichnet und verfolgt: Wohnungslose, arme Menschen, Alkoholiker*innen, Arbeitslose, lesbische Frauen, Bettler*innen, Drogenkonsument*innen, Sexarbeiter*innen, Frauen, die abgetrieben haben, Sinti und Roma, Empfänger*innen von Fürsorge-Leistungen und weitere Menschen, die auch in der Weimarer Republik schon an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden waren. Die Verfolgung dieser Menschen erfolgte auf verschiedenen Ebenen: Sie wurden in Arbeitshäuser, Arbeitslager und Anstalten eingewiesen, konnten entmündigt und zwangssterilisiert werden und ab Dezember 1937 auch in Konzentrationslager eingewiesen werden.
Über die Menschen, die als „asozial" verfolgt wurden, liegen nur wenige Informationen und vor allem kaum Selbstzeugnisse vor. Ein Grund dafür liegt in der anhaltenden Ausgrenzung nach 1945. Erst in diesem Jahr hat der Bundestag darüber entschieden, diese Opfergruppe offiziell anzuerkennen und sich endlich dazu bekannt, dass deren Verfolgung Unrecht war.
Wer waren die Menschen, die von Behörden das Etikett „asozial" erhielten? Und wie können wir respektvoll über sie sprechen? Wer oder was entschied darüber, dass Menschen im Nationalsozialismus als „Asoziale" galten und als solche verfolgt wurden? Welche Institutionen waren an der Verfolgung beteiligt, wer waren die Täter*innen? Welche besondere Situation ergab sich für Menschen, die für „asozial" erklärt wurden, in den Konzentrationslagern? Und nach 1945?
Der Vortrag gibt einen Überblick über die Verfolgungsgeschichte der sogenannten „Asozialen" im Nationalsozialismus. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Hamburg. Einzelne Biographien werden vorgestellt, um an die betroffenen Menschen zu erinnern. Zudem wird ein Blick auf die Zeit nach 1945 geworfen und anhaltende Ausgrenzung thematisiert.
Ein Vortrag des AK Kritische Asozialität.